In den Händen der Produzent:innen
Bei der Terraviva ist es immer darum gegangen, dass die Produzent:innen sich gegenseitig unterstützen. Damals wie heute gehe es laut Rolf Etter darum, «dass die Produzent:innen fair behandelt werden und der Gewinn auf allen Stufen der Wertschöpfungsketten fair verteilt wird.»
Wer sich während der Baustellenbesichtigung umhört, erfährt: Die Produzent:innen sind sich der Einmaligkeit von Terraviva bewusst, denn: «Die Terravia ag ist die einzige Organisation, die Gemüse vom Bauer direkt in den Laden bringt», sagt Rolf Etter.
Und noch etwas ist einmalig: Die Terraviva ag liegt in den Händen der Produzent:innen. Rolf Etter dazu: «Es ist das gleiche Prinzip wie 1946 mit der AVG, der Anbau und Verwertungsgenossenschaft. Heute sind wir jedoch keine Genossenschaft mehr, sondern eine Aktiengesellschaft.»
Bewegende Gründungsgeschichte
Woher dieser Sinn für Gemeinsamkeit unter Bioproduzent:innen kommt, zeigt der Dokumentarfilm «Zwischen Zorn und Zärtlichkeit» des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL. Kenner der Terraviva wissen: Das Unternehmen, das heute den Bio-Gemüsemarkt auf vielfältige Weise prägt, hat eine lange und bewegte Vorgeschichte: Dr. Hans Müller gründete 1946 die AVG in Galmiz als eine Vermarktungsorganisation für Bioproduzent:innen. Der 1891 im Emmental geborene Sekundarlehrer war dafür der richtige Mann. Dr. Hans Müller war ein Pionier. Er hat immer an den Bioanbau geglaubt. Lange, bevor es Bio-Zertifizierungen und Labels gab.
In der Bauernheimatschule Möschberg BE praktizierten er und seine Frau den organisch-biologischen Landbau. Lange wurde er dafür belächelt, galt als Querdenker und versponnener Visionär. Bioanbau war Anfang des 20. Jahrhunderts weit davon entfernt, gesellschaftlich und politisch etabliert zu sein.
Rolf Etter erzählt: «Es gibt noch ganz wenige ältere Leute, die ihn gekannt haben. Einige haben bei ihm während den Ferien gejobbt.» Dr. Hans Müller, sagt Etter, sei ein spezieller Mann gewesen. «Er hatte eine klare Sicht, wie man produzieren musste.»
Gemeinsam mit vielen Biobauern trug Dr. Hans Müller viel dazu bei, dass in den 1950/60er Jahren zahlreiche Bioproduzent:innen ihre Höfe nach den Prinzipien des organisch-biologischen Landbaus zu bewirtschaften begannen. Die Vermarktung von Bioprodukten und die gemeinsame Zusammenarbeit wurde immer wichtiger. «Dr. Hans Müller hat diese Vermarktungsplattform wirklich vorwärtsgebracht», sagt Rolf Etter.