„Wir sind die Bio-Familie, wir müssen zusammenhalten!“ – Beat Fasnacht, Restaurant zum Kantonsschild

Galmiz, nicht Gempenach! In beiden dieser zwei kleinen, zu Murten gehörenden Dörfern gibt es ein Restaurant zum Kantonsschild. Aber nur das Kantonsschild an der Hauptstrasse 77 in Galmiz ist Mitglied von Passion Seeland bio:logique, ebenso von Slow Food Schweiz und seit Januar 2023 als landesweit erstes Restaurant auch Trägerin des Schweizer Bio-Labels für die Gastronomie «Bio Cuisine» (zwei von drei Sternen, sprich mit 60-90% bio-zertifizierten Produkten). Da schwingt also sehr viel Passion für biologische Produktion und regionale Herkunft mit! Das Haus hat schon viel erlebt, und Inhaber Beat Fasnacht ebenfalls.

Das Haus an der Hauptstrasse

Schon 1635 stand hier ein quadratisches Haus aus groben Steinen, die in der restaurierten Gaststube wieder sichtbar sind. Ein Pintenrecht vom 20. September 1735 ist verbrieft, diese Erlaubnis bezeugte man damals mit dem Kantonswappen, was vermutlich zum Namen «Kantonsschild» führte. Vielleicht aber wurde den Durchreisenden hier am unbefestigten Hauptweg zwischen Lausanne und Zürich auch vorher schon saurer Most oder ebenso saurer Wein vom Hügel im Dorf gereicht. Und eventuell gab es dazu Brot und Trockenwurst, welche im Gewölbekeller zum Trocknen aufgehängt war. Die Eisenringe und die Mauernischen für die Weinfässer sind ebenfalls bis heute erhalten. Sicher wurden hier die Pferde gewechselt, später war eine kleine Tankstelle mit Lädeli ein Grund zum Anhalten. Offenbar liefen die Geschäfte gut, um das Jahr 1877 konnte das Haus aufgestockt und um ein getäfertes Sääli erweitert werden. Das Restaurant Zum Kantonsschild lag eben an der Hauptstrasse!

Eine wechselvolle Geschichte

Die hier relevante Geschichte geht 1983 weiter, als Beat und Gaby Fasnacht das Gebäude kauften, alles aushöhlten, umbauten und hinter dem Haus eine ruhige Gartenterrasse mit frisch gepflanzten Platanen anlegten. Gaby absolvierte die Wirteprüfung und führte das 1985 neu eröffnete Restaurant ein paar Jahre lang, während Beat sein Unternehmen Almedica, ein Betrieb für medizinische Labordiagnostik mit rund 40 Angestellten, leitete und zudem im Service mitwirkte.

Anschliessend durchlief das Kantonsschild eine wechselvolle Geschichte, u.a. als innovatives Familienrestaurant. Die Erlebniswelt mit Spiel- und Abenteuerräumen wurde geschätzt, doch mit dem Prinzip eines vollkommen rauchfreien Betriebs waren Beat und Gaby Fasnacht eindeutig zu früh im Markt. Dafür erfüllte das Kantonsschild als «Schildli»-Kinderkrippe während gut zehn Jahren voll und ganz seine neue Funktion, nicht zuletzt für die Kinder der Angestellten. Die etablierte Institution besteht heute in Murten weiter, während Fasnachts das Kantonsschild ab 2015 nochmals renovierten.

Das erste Bio Cuisine-Restaurant der Schweiz

Mit der Neueröffnung als Bio-Restaurant zum Kantonsschild im 2017 beginnt die Neuzeit. Die gemütlich im Bistro-Stil eingerichtete Gaststube, der mit Licht-Kunst inszenierte Gewölbekeller für Fondueabende etc. und das vielseitig nutzbare Sääli und die schattige Gartenterrasse präsentieren sich frisch und doch in Harmonie mit der Geschichte des Hauses.  Rund 70% der verwendeten Produkte stammen aus zertifizierter Bio-Landwirtschaft und alle tragen die slow Food-Philosophie in sich: Saisonales aus der Region! Nach zwei guten Jahren bremste die Corona-Pandemie den Auftrieb, und seither sucht das Bio-Restaurant zum Kantonsschild noch die Idealspur. Für Touristen der Region Murtensee liegt Galmiz eben nicht an ihrer «Hauptstrasse», sie essen in Murten oder am See. Ab September 2024 konzentriert sich das Kantonsschild aufs Mittagessen, auf der Karte figurieren trendige Salat-Kreationen, aber auch beliebte Hausspezialitäten, darunter das berühmte «Chäschüechli». Dieses wurde vom Gault&Millau-Autor Daniel Böniger (Böniger tranchiert) zum «besten Chäschüechli der Schweiz» erklärt. Abends öffnet das Kantonsschild in Galmiz für spezielle Anlässe, und nebst Mahlzeiten im Restaurant gibt es auch Take Away.

Bio hat Zukunft!

Aufgeben ist nicht Beat Fasnacht’s Stil, zu sehr ist er überzeugt von Bio und seiner Region:

Das zu beweisen, wäre technisch machbar, doch fehle es an offiziellen, glaubwürdigen Testverfahren. Oder am politischen Willen? Und wie könnte ein derartiger Beweis aussehen? Der in Labordiagnostik gut bewanderte Beat Fasnacht erklärt: «Es gibt makro-molekulare Verfahren, welche die Moleküle sichtbar machen. Moleküle von Bio-Produkten sind schöner geformt, also gesünder, da sie langsamer und ohne Giftstoffe gewachsen sind.»

Für Gesundheit und Nachhaltigkeit setzt sich Beat Fasnacht seit 40 Jahren an allen Fronten ein: beruflich, nebenamtlich, ehrenamtlich und als vielseitig sozial engagierter Förderer und Netzwerker, als bekennender Christ und «Täter des Wortes». Das wortwörtlich naheliegendste Beispiel: Gegenüber dem Restaurant zum Kantonsschild liegt das Senior Plus-Zentrum für Körperpflege, Wellness und Fitness, welches seiner Stiftung deStarts angegliedert ist. Als sozial ausgerichtete Nonprofit-Organisation schliesst dieses eine Lücke in der Seniorenbetreuung der Region Murtensee und fördert die Lebensqualität von älter werdenden Menschen, Menschen mit Beeinträchtigungen und Menschen mit Adipositas. Ihnen bietet das Bio-Restaurant zum Kantonsschild nicht nur einen erschwinglichen Mittagstisch mit gesundem Essen, sondern auch eine willkommene Gelegenheit, der drohenden Isolation entgegenzuwirken.

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